Traktorfreunde kürten in Villingen schönsten Traktor und bestes Outfit
Viele Traktoren längst vergangener Epochen und ein Großaufgebot moderner High-Tech-Schlepper bildeten beim 7. ADAC Traktortreffen in Hungen-Villingen eine beeindruckende Kulisse. Der Motorsport-Club (MSC) Horlofftal hatte zusammen mit dem Bauernverband Gießen-Wetzlar-Dill und dem Bezirksverband der Landfrauen sowie mit vielen unterstützenden Bewohnern Villingens die Großveranstaltung auf die Beine gestellt, die bei freiem Eintritt Groß und Klein begeisterte. Die wiedergewählt Landrätin Anita Schneider steuerte bereits zum dritten Mal in Folge zusammen mit ihrem Ehemann Uwe Schäfer einen roten Fahr aus dem Jahre 1954 und war von den „Golden Oldies der Traktoren“ überwältigt. Als Schirmherrin sorgte sie offensichtlich auch dafür, dass ab 11 Uhr die Schirme zusammengefaltet werden konnten. Die Stimmung unter den Fahrern und den Besuchern war hervorragend. Insgesamt hatte der MSC Horlofftal 82 Helfern bei der Veranstaltung in und um Villingen im Einsatz.
Der MSC Horlofftal hatte das Starterfeld auf 120 Traktoren limitiert. Die 120 Traktoren 31 verschiedener Marken repräsentierten rund 70 Jahre Landmaschinentechnik von 1940 bis heute. Schon am frühen Morgen hatte das Team von GTÜ-Prüfingenieur Bernd Albert den technischen Zustand der Traktoren gecheckt. Um 11:01 Uhr schickte dann der MSC-Vorsitzende Manfred Möll zusammen mit Christel Gontrum (Bezirksvorsitzende der Landfrauen) und Manfred Paul (Vorsitzender des Bauernverbands) die ersten Teams auf eine 15 Kilometer lange Ausfahrt. Traktor-Experte Erhard Schneider (Obbornhofen) stellte im Minutentakt die Traktoren und Fahrer vor. Zuvor hatte das Team des MSC Horlofftal den jeweiligen Startern einen Stellplatz in den Villinger Dorfstraßen rund um Bahnhofstraße, Hungener Straße und Lindenplatz zugewiesen.
Vom kleinen Ackerbulldog bei zum 300-PS-High-Tech-Schlepper
Bei der Moderation und Vorstellung von Lanz, Eicher, Normag, MAN, Fahr sowie Schlüter, Deutz, Fendt und Co. wurde deutlich: Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen 50-60 Jahre extrem gewandelt. Beim Wechsel vom Pferde- oder vom Ochsengespann für die Bewirtschaftung von ein paar Morgen Land war ein 20 PS leistender 1- oder 2-Zylinder-Traktor bestimmt eine Revolution und ein Segen, doch mit der exzessiven Nutzung der immer größer werden Anbauflächen wuchsen auch die Ansprüche an die Maschinen. Und sie wachsen weiter. Mit einem kleinen Traktor aus den 1950er oder 1960er Jahren werden heutzutage bestenfalls noch als Hobby ein paar Runden gedreht. Moderne Schlepper der 100 oder mehr Hektar bewirtschaftenden Landwirte kosten bei zu 200.000 Euro, verfügen über teilweise 150 oder gar 300 PS, wiegen fünf oder acht Tonnen, sind mit stufenlosem Automatikgetriebe, Satellitennavigation und klimatisierten Fahrerkabinen ausgestattet und bieten mit aufwändigem Hydrauliksystem den Betrieb hocheffizienter Anbaumaschinen. Tanks von mehreren hundert Litern Fassungsvermögen garantieren einen pausenlosen Betrieb von zehn Stunden und mehr. „Ein Held fährt aufs Feld!“ – Die Bedeutung des beliebten Slogans der Traktorfans hat sich gewandelt.
Beim großen Traktortreffen in Villingen fuhren die „Helden“ nach der Präsentation ihrer Gefährte eine 15 Kilometer lange Runde von Villingen nach Ruppertsburg und zurück. Die Vollblutmotorsportler des MSC Horlofftal und die Partner hatten den Teilnehmern in einem echten „Rallye-Roadbook“ insgesamt elf knifflige, tückische, lustige Aufgaben gestellt, die absolviert werden mussten. Gerast wurde dabei aber nicht. Mal ging es um das zentimetergenaue Heranfahren an ein Hindernis, mal um die Einhaltung einer Fahrzeit. Bei den Ruppertsburger Landfrauen mussten Nusskerne richtig zugeordnet werden, bei den Bezirkslandfrauen war ein Spiegelei zu braten.
Auch aufs Äußere wurde geachtet. Zwei Jurygruppen bewerteten das schönste Outfit – natürlich passend zum Thema Traktor und Landwirtschaft– und die die „schönsten“ Traktoren. Bei diesen Wertungen begeisterten diesmal der Deutz mit angebauter „Kartoffelsetzmaschine“ von Meiko Seum (Langd) und die Michael, Carol Milan Grimm (Ettingshausen), die mit „Grimms Märchenstunde“ drei Motivwagen stellten. Pascal Behrens (Gießen) erhielt einen Pokal „schönster Traktor“ für die Präsentation seines hellblauen Eicher Königstiger aus dem Jahre 1968.
In der Mannschaftswertung „dollstes Dorf“ überraschten die Teams aus Schotten-Breungeshain vor Reiskirchen und Villingen. Langd holte den Pokal für das „stärkste Dorf“ (15 Traktoren am Start). Bis zur Siegerehrung um 17 Uhr unterhielten die „Three Ponds“ aus Bellersheim und Hungen die Besucher.
Fotos: Norbert Leipold
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